Geschichte der Thambacher Leonhardifahrt

Der erste schriftliche Nachweis des Leonhardifestes in Thambach stammt aus dem Jahr 1885, damals nahmen 21 Pferde am Umritt teil. 1886 waren schon 50 Pferde anwesend. Eigens vom Chronisten erwähnt ist 1886, dass die Schulkinder in zwei bekränzten Wägen und der Pfarrer in der Chaise gefahren wurden. Schon 1889 waren es 112 Pferde und 26 gezierte Wägen, 1889 wurde mit 138 Pferden ein Höhepunkt erreicht. Im Jahr 1904 konnte die noch heute verwendete Leonhardistandarte geweiht werden, drei heilige Ämter wurden damals in der Thambacher Kirche gefeiert. Nur durch die beiden Weltkriege unterbrochen kam die Leonhardifahrt Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts infolge Mechanisierung der Landwirtschaft zum Erliegen. Erst als sich in den siebziger Jahren der Pferde- und Reitsport ausreichend entwickelt hatte, war wieder an eine Leonhardifahrt zu denken. Für die Wiedereinführung setzten sich insbesondere ein der Reichertsheimer Trachtenvereinsvorstand Alois Greimel und Simon Maier aus Oberornau, Herr Pfarrer Josef Kirmaier, Bürgermeister Michael Kebinger und vor allem die Gutsbesitzersfamilien Paul und Dr. Rudolf Huber. Im Jahr 1976 konnte das Leonhardifest in Thambach nach längerer Pause wieder mit Leonhardifahrt, Umritt und Pferdesegnung gefeiert werden, zuletzt in dreijährigem Turnus. Die Leonhardigruppe, welche die Leonhardifahrt organisiert, ist seit der Wiedereinführung 1976 dem 1920 gegründeten Trachtenverein Reichertsheim angeschlossen.

Das älteste Zeugnis der Anrufung des heiligen Leonhard in Thambach stammt aus dem Jahr 1767 und ist somit bereits über 250 Jahre alt. Auf einer Votivtafel, auf der Bauer und Bäuerin mit ihrem Viehstand abgebildet sind, ist zu lesen: „Allhero hat sich verlobt Joseph Ossner und Maria Ossnerin Reischamer Pfarr zu S. Leonhart und ist glücklich erhert worden 1767“.