Wissenswertes über die Perchten und Krampusse
27.10.2025
Hintergründe, Bräuche und gelebte Tradition in Inn-Salzach
Gruselig schön!
So einige charmante, ergreifende, aber auch skurrile Traditionen hat das bayerische Volk schon hervorgebracht. Was wir als Tourismusverband aber in jedem Fall bestätigen können: diese Traditionen, von Schuhplatteln über Blasmusik bis Leonhardiritte, ziehen eine Menge Besucher an. In der Region Inn-Salzach werden sie einfach gelebt und nicht für die Touristen auf die Beine gestellt. Deshalb trifft sich beim Maibaumaufstellen immer noch das ganze Dorf und es wird geschaut, wer beim Erntedankgottesdienst nicht in der Kirche war.
Die Perchten laufen wieder
Eine Tradition, die ein wenig in den Hintergrund gedrängt wurde, ist in den letzten Jahren wieder erstarkt und treibt ungeahnte Blüten: die Perchten sind an vielen Orten der Region unterwegs! Mit ihren gruseligen Masken, Hörnern, leuchtenden Augen, Ratschen und Glocken ziehen sie über die Weihnachtsmärkte und verbreiten- ja, was? Ein wohliges Gruseln, ein Gefühl des tiefen Eindrucks und, gerade bei Kindern, manchmal der Angst. Dabei wollen sie das gar nicht, denn sie sind nicht da, um Kinder zu erschrecken.
Ihr Beginn liegt, wie bei vielen Traditionen, ein wenig im Nebel. Zu allen Zeiten war die längste Nacht des Jahres eine besondere. Die Wintersonnwende wurde als Julfest (Kelten und Germanen), als Saturnalien (Römer), Soyal (Pueblos) oder Dongzhi (Asien) oft mit Räucherzeremonien, Feuer und Gelagen gefeiert. Weil die keltischen Stämme, die vor 2000 Jahren in unserer Gegend lebten, aber wenig schriftliche Zeugnisse hinterließen, kann man vieles nur vermuten.
Rauhnächte und Geistersichtungen
Eng mit der Perchten-Tradition verbunden sind in jedem Fall die Rauhnächte, jene Tage von der Wintersonnwende bis das neue Jahr beginnt. Eine Vermutung geht dahin, dass das Sonnenjahr und das Mondjahr in ihrer Länge nicht übereinstimmen und früher „passend gemacht“ werden mussten – mit den Tagen am Ende des Jahres, vermutet Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti.
In diese Tage „zwischen den Jahren“ – das sagt man bei uns heute noch so - fiel dann das Auftreten von Dämonen und Geistern aus einer anderen Welt. Und jetzt kommen die Perchten ins Spiel! Denn sie sollen mit ihren gruseligen Masken, dem Lärm und Feuer nicht etwa selbst Dämonen darstellen, sondern ebenjene vertreiben. Dazu müssen sie natürlich angsteinflößend aussehen!
Böser Krampus, guter Percht?
Man fragt sich nun, ob auch der Krampus ein Percht ist, der in die christliche Tradition Einzug gehalten hat? Wer weiß – denkbar wäre, dass die Kirche den heidnischen Brauch ins Böse verkehren wollte und deshalb den Krampus als perchtenähnliche Gestalt zum bösen Begleiter des Heiligen Nikolaus gemacht hat. Aber belegt ist das nicht. Heute vermischen sich beide Traditionen, Perchten- oder Kramperllauf finden mancherorts gemeinsam statt. Nur unartige Kinder werden dabei hoffentlich nicht verhauen.
Keine Angst vor den Gruselgestalten
Zum Abschluss aus unserer eigenen Erfahrung: in der Region Inn-Salzach gibt es auf so manchen Christkindlmärkten und in den Rauhnächten Perchtenauftritte. In den letzten Jahren sind uns wunderbare Shows aus Feuer und Lärm untergekommen – keine einfachen Läufe, wo Ruten und Stöcke die Hauptrolle spielen, wie man das vielleicht von früher kennt. Die Waldkraiburger Rauhnachtsfürsten zum Beispiel bekennen sich offiziell dazu, kinderfreundlich und völlig gewaltfrei zu sein. Aber sie sind laut und gruselig anzuschauen und das reicht manchmal schon. Da müssen Eltern sich vorher informieren und selbst entscheiden, ob sie einen Perchtenlauf mit ihren Kindern besuchen können. Was wir schon ein paar Mal erlebt haben, ist, dass die Perchtendarsteller sich anschließend zu den Kindern runterbeugen, sich genau anschauen lassen oder ihre Masken abnehmen, ihre Glocken ganz leise erklingen lassen und auf einmal haben die Kinder überhaupt keine Angst vor den gruseligen Gestalten mehr. Warum auch, eigentlich stehen sie ja auf der Seite des Guten in der Welt.
