Ein Laden mit Tradition

Gefertigt in Burghausen


Dirndl aus Leidenschaft

Bei „Stephan Barbarino“ in Burghausen gibt es ausschließlich handgemachte Tracht. Vom Stoffdesign über den Zuschnitt und die Näherei bis zum Verkauf – alles passiert unter einem Dach, am Stadtplatz 116. Das Ergebnis sind Dirndl von zeitloser Schönheit.


„Es war immer mein Gedanke, dass ich auf die Modeschule gehe“ sagt Manuela Barbarino-Wagner, die seit 1995 die Chefin in dem Traditionsbetrieb ist. Schon als Kind hatte sie ihre eigene Nähmaschine in der Schneiderei der Eltern stehen. Das erste tragbare Stück, dass sie dort heimlich nähte, war aber kein Dirndl, sondern Hot Pants aus Dirndlstoff. Heute entwirft sie immer noch was ihr selbst gefällt – und trifft damit den Geschmack von vielen Frauen. „Meine Mode ist sehr reduziert, ohne Stickereien, ohne Firlefanz. Ich lasse bei meinen Dirndln alles weg, was andere hinmachen“ sagt Manuela Barbarino-Wagner. Während sie auf Rüschen und Glitzer verzichtet, legt sie umso größeren Wert auf die Auswahl und das Design der Stoffe. Die Materialien kommen aus Österreich, Italien oder Spanien. Unzählige Kombinationsmöglichkeiten von Farben und Mustern werden von Händlern angeboten. Manchmal ist es dann aber doch ein alter Stoff oder Blumenstrauß, der die Absolventin der Münchner Modeschule zu einem komplett neuen Design inspiriert. Sogar aus Einrichtungszeitschriften zieht sie Ideen für neue Modelle. „Dieses Badezimmer in grau und beige. Als ich gesehen habe wie das zusammen wirkt, war mir klar, dass diese Kombination auch für ein Dirndl sehr schön ist“ erklärt sie begeistert. Grau sei generell seit einiger Zeit die erfolgreichste Farbe bei ihren Dirndln, während schwarz, das noch vor einigen Jahren groß im Trend war, heute kaum mehr gekauft wird.

Das Dirndl hat in den letzten Jahren eine starke Aufwertung erfahren, sagt Manuela Barbarino-Wagner. Durch das Münchner Oktoberfest sei es reformiert worden, heute wieder salonfähig und zu sämtlichen festlichen Anlässen tragbar. Das hat auch dazu geführt, dass die Zahl der Maßanfertigungen erheblich zugenommen hat, sogar Brautdirndl sind gefragt. Alles kein Problem für die kleine Werkstatt in der Burghauser Altstadt. Sämtliche Teile für die Dirndl werden hier zugeschnitten und gehen dann direkt einen Raum weiter in die Näherei.

Viele Arbeitsstunden stecken in jedem einzelnen Stück, alleine fünfeinhalb Stunden sitzt eine Näherin im Schnitt an einem Dirndl. Dabei sind Bluse und Schürze noch nicht mitgerechnet, die ebenfalls hier geschneidert werden. Nur Accessoires werden dazugekauft, diese müssen dann aber vom Stil zu den selbstgefertigten Stücken passen. „Alles muss einheitlich sein. Und ich kaufe nur das ein, wo ich total dahinter stehe“ sagt Manuela Barbarino-Wagner, die mit ihren Dirndln „Made in Bavaria“ zu den absoluten Exoten gehört. Auch bayerische Tracht wird heute oft in Fernost produziert und dann zu Discountpreisen angeboten. Für ein Barbarino-Dirndl muss inklusive Schürze und Bluse mit einem Preis ab ca. 700 Euro gerechnet werden. Doch mehr als ein schönes Dirndl braucht eine Frau nicht, wenn sie das eine mit verschiedenen Blusen und Schürzen kombinieren kann.

In Zeiten, in denen sich Frauen und Männer in vielen Bereichen immer ähnlicher werden, ist ein Dirndl ein absolut weibliches Kleidungsstück, mit dem eine Frau einerseits reizen, sich andererseits aber auch sehr vom Mann abheben kann. Gerade jungen Frauen ist es heute wieder wichtig ein Dirndl zu haben. Manuela Barbarino-Wagner, wollte als junge Frau zwar auf die Modeschule, aber nie Dirndl nähen – was man sich heute nicht mehr vorstellen kann, erlebt man die Begeisterung, mit der sie von ihrer Arbeit erzählt. Vor fast 200 Jahren sind die Barbarinos als Kaufleute nach Burghausen gekommen, die Dirndlstube wurde in den 50-iger Jahren eingerichtet. „Das muss einem alles in die Wiege gelegt sein“ sagt Manuela Barbarino-Wagner, die das Geschäft von ihren Eltern übernommen hat und heute 20 Mitarbeiterinnen beschäftigt. Während diese sich die Arbeit geteilt haben, der Vater übernahm das kaufmännische, die Mutter das kreative, macht sie beides alleine. Ihren Töchtern wollte sie die Modeschule schmackhaft machen, doch vergebens. Dafür sagt ihre 10-jährige Enkeltochter schon jetzt: „Oma, den Laden übernehme ich mal“.